Der Walnussbaum in meinem Garten, liebe Schwestern und Brüder, trägt schon lange keine Früchte mehr. Er wirft zwar schon noch immer wieder irgendetwas Verkümmertes ab, das einer Walnuss ähnelt und mich zwingt, den Rechen zu benutzen, weil die Gerbsäure der verfaulenden Schalen und Blätter dem Rasen schaden, aber Früchte sind das nicht, schon gar keine „guten“.
Trotzdem liebe ich ihn. Ich schaue auf der anderen Seite zur Straße hinaus, und immer noch schmerzt der Anblick: Vor einigen Wochen sind alle 45 Bäume, die all die Jahre die Fahrbahn säumten, endgültig gefällt worden. Kein Laub mehr, das sich im Herbst und im Frühling färbt und gegen den blauen Himmel wundervolle Bilder verschenkt hat, sie waren wohl krank.
Wenn ich lese, dass der Mann im heutigen Evangelium seinem Winzer sagt, er solle den Feigenbaum in seinem Weinberg „umhauen“, weil er schon drei Jahre keine Früchte trägt, erschrecke ich mich noch mal. Und wieder schmerzt es, zumindest kurz: Ich sehe sehr reiche Männer auf Bühnen die Kettensäge schwin-gen, weil sie ebenfalls meinen, irgendwas „umhauen“ zu müssen, dann lese ich weiter und frage mich: Kann es nicht öfter so gut enden wie im Evangelium?
Da gibt es nämlich noch eine Chance. Da bittet der Winzer seinen Herrn, den Baum „dieses Jahr noch stehen zu lassen“, denn er will den Boden umgraben, den Baum noch einmal düngen, in der Hoffnung, dass er ja vielleicht doch irgendwann Früchte trägt.
Es geht um ein Jahr, wenn sich dann nichts verändert hat, kann er immer noch umgehauen werden. Und Menschen, überall im Erzbistum Köln und bei uns – jetzt hier in Siegburg, zusammen mit Lohmar und St. Augustin – fragen sich: Was wird mit unseren Kirchtürmen geschehen? Nicht nur in einem Jahr, sondern irgendwann?
Das Evangelium könnte uns Mut machen: Nochmal düngen, nochmal den Boden umgraben, voller Hoffnung sein, optimistisch. Auch wenn wir wissen, aufge-schoben ist nicht aufgehoben. Aber es gibt noch Spielraum. Und Gott hat viel Geduld mit den Menschen, sehr viel Geduld.
Machen wir es wie er. Denn bis es so weit ist, heißt es, sich ermutigen zu lassen, wie es ein Hymnus dieser vorösterlichen Zeit so schön beschreibt: „Irdisches wird zum Bilde hier; denn das kreisende Jahr lässt nach des Winters Frost und Nacht den Frühling die Erde für Ostern bereiten.“
Optimistische Grüße Ihres und Eures
Diakon Dr. Marc Kerling
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