„Teekesselchen“

11.09.24, 17:00
Gemeindereferentin Andrea Schulze-Röbbecke

Als Kinder haben wir gern „Teekesselchen“ gespielt. Zwei Personen beschreiben unterschiedliche Dinge, die denselben Namen haben und die anderen raten, um was es sich handelt. Die Birne vom Baum und die Glühbirne gehören dazu. Das war spannend! Immer wieder haben wir neue Wörter gefunden.

In diesem Sonntagsevangelium kündigt Jesus seinen Jüngern an, er werde leiden und sterben müssen. „Passion“, das ist auch so ein Teekesselchen-Wort mit zwei Bedeutungen. Ein passionierter Musiker übt täglich an seinem Instrument, eine passionierte Bergsteigerin erklimmt so viele Gipfel wie möglich. Jesus dagegen erleidet eine Passion, das ist etwas völlig anderes. Und doch, bei beiden geht es um Hingabe: hier die volle Hingabe an eine Tätigkeit und dort die völlige Hingabe an den Willen Gottes.

Im Evangelium fordert uns Jesus heraus: „Wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, wird es retten.“ Da frage ich mich – so mitten im Alltag mit seinen Routinen – „Und, wie lebe ich das jetzt? Was bedeutet das für mich?“

Ich werde bei Meister Eckhart fündig, dem großen Mystiker im Spätmittelalter. Er begleitet junge Menschen, die Jesus nachfolgen wollen und in seinen Orden eintreten. Und er rät ihnen nicht zu den Selbstkasteiungen, die damals üblich sind. Für ihn braucht es keine Passion, keine Quälerei, um das Ego zu zerstören. Er rät dazu, sich selbst ernst zu nehmen und auf die Spur zu kommen: „Richte dein Augenmerk auf dich selbst - und wo du dich findest, da lass dich.“

Ganz einfach. Schenke dir selbst so viel Liebe und Aufmerksamkeit, dass du dich nicht mehr so wichtig nehmen musst. Es ist wie beim Ein- und Ausatmen, das kann ich üben: was fühle ich gerade? Was brauche ich gerade? Was täte mir jetzt gut? Im Entdecken meiner tiefen Bedürfnisse erfülle ich mir das große Bedürfnis nach Aufmerksamkeit und Zuwendung.

Das alleine hilft schon, auch inmitten großer Schwierigkeiten. Durch diese Übung werde ich Stück für Stück ein wenig freier, bewusster und gelassener. Dann kann ich mich Ihm mehr und mehr hingeben – und als passionierte Christin auch für meine Mitmenschen da sein.

In diesem Sinne uns allen eine gesegnete und hingebungsvolle Woche!

Ihre Gemeindereferentin Andrea Schulze-Röbbecke

god-2012104_1280 (c) pixabay

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