Das heutige Evangelium in einem Satz, liebe Schwestern und Brüder: Jesus erzählt ein Gleichnis, in dem ein Reicher seine Tür vor einem Armen verschließt – und das ganze endet mit einem „Zu-spät!“. Kommt mir sehr bekannt vor: Das Elend der Welt soll draußen bleiben. So geht der Arme an der Gleichgültigkeit des Reichen zugrunde, und der Reiche an seiner eigenen Selbstbezogenheit.
Wie erschreckend und ermutigend zugleich, dass der „Tag aller pastoralen Dienste“ am vergangenen Dienstag unter eine Aufforderung gestellt war, die Papst Franziskus der Kirche zuruft: „Raus aus der Selbstbezogenheit!“, und was meint er damit?
Ich glaube, es geht darum, den anderen, die andere nicht aus dem Blick zu verlieren, wenn wir uns nur um uns selbst drehen.
Wie schnell so etwas gehen kann, sehen wir am Verhalten des reichen Mannes, dessen Schuld ja nicht darin besteht, dass er – im Gegensatz zu Lazarus – reich ist, sondern darin, dass er ihn aus dem Blick verliert.
Es gibt viele solcher Szenen, und längst nicht nur zwischen arm und reich: Mit dem „armen Lazarus vor der Haustür“ stellt sich uns die Frage, wer gerade jetzt „vor meiner Tür“ liegt und meine Hilfe braucht. Wer wartet auf ein Zeichen, auf eine Reaktion von mir, auf mein sorgendes, verstehendes, helfendes Hinschauen – oder besser: auf mein helfendes Zupacken?
Arm und reich, Unverständnis und Verständnis, Ablehnung und Annahme, Schuld und Versöhnung, Herrschen oder Dienen – es gibt viele solcher Spannungsfelder. In meinem direkten Umfeld und in unserer Kirche.
Deshalb kann die Frage: „Wen verliere(n) ich/wir aus dem Blick?“ nicht auf die lange Bank geschoben werden. Mein/unser Hinschauen, mein/unser Handeln, sie sind jetzt gefragt. Und deshalb sind die Pfarrversammlungen auf unserer Ebene vor Ort das, was für‘s ganze Erzbistum und Kirche überhaupt in die Frage einmündet: Wie sollen wir die Welt verändern, ohne auf sie zu hören? Wie sollen wir die Gemeinde bilden, ohne auf jede und jeden zu hören, ein offenes Ohr zu haben?
Wenn Kirche die Welt verändern will, muss sie sich von der Welt verändern lassen. Wenn wir als Gemeinde die Menschen erreichen wollen, müssen wir sie verstehen lernen und auf sie hören. Die zentrale Frage lautet dann nicht mehr: Wie kann Kirche überleben? Sondern: wie kann die Frohe Botschaft heute erfahrbar werden?
Manchmal müssen wir zwischen den Zeilen lesen: Auch auf den Stellwänden, die zur Zeit in all unseren Kirchen stehen und sammeln, was schon da ist und was noch fehlt.
Lesen, Sie, schreiben Sie, damit niemand und nichts aus dem Blick verloren wird: In diesem Sinne einen guten Sonntag mit offenen Augen wünscht Euch und Ihnen –
für das ganze Pastoralteam:
Diakon Marc M. Kerling
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