Narrentum

28.02.25, 08:00
Diakon Gert Scholand

Liebe Mitchristinnen und Mitchristen,

in diesen Tagen gibt es bei nicht Wenigen nichts Wichtigeres als die Freude im Fastelovend, Karneval, in der Fastnacht oder im Fasching wie die fünfte Jahreszeit vor dem Aschermittwoch auch landauf, landab im deutschen Sprachraum genannt wird. Ich erinnere mich an eine Szene bei einer Karnevalssitzung, die sich vor einigen Jahren in Köln während einer Fernsehsitzung ereignete. Ein sehr bekannter Komiker hatte einen Witz über den Doppelnamen einer damals bekannten deutschen Politikerin veranschaulicht. Eine „Närrin“ aus dem Publikum, die selbst einen Doppelnamen führte, fühlte sich persönlich angegriffen, sprang auf die Bühne und stellte den Sänger und Büttenredner zur Rede.

Der Karneval hatte seinen Aufreger. Wie sollte es auch anders sein in Zeiten, in denen vieles sehr wichtig ist? Bei Politikerinnen, Politikern wird jede Äußerung, Geste, der Gesichtsausdruck beobachtet und kritisch bewertet. Selbst in den Kirchen werden Worte, Reden, Verhaltensweisen von Bischöfen, Pfarrern oder Laien nach reformorientierten oder traditionellen Ansätzen unterschiedlich beurteilt, ob wirklich der „Stein des Weisen“ gefunden wurde. 

Dass nun auch der Karneval – oder: Fastnacht, Fasching, wie es andernorts heißt- derart ernstgenommen wird, entspricht einerseits diesem Trend. Auf der anderen Seite kann uns der Vorgang in seiner ganzen Übersteigerung die Narretei einer sich selbst übertreibenden Kultur vor Augen führen. Es ist doch widersinnig, wenn selbst in der „fünften Jahreszeit“ dieselben Gesetzmäßigkeiten gelten wie sonst im Jahr.

Geht es beim Fest des Absurden, des Narrentums nicht darum, geltende Hierarchien, Ordnungen, Aufgeblasenheit infrage zu stellen, der Lächerlichkeit preiszugeben? In der folgenden Fasten- oder österlichen Bußzeit können wir uns wieder auf das Wesentliche konzentrieren. 

Ein Sprichwort lautet doch: „Narrentum tut Wahrheit kund.“ Ich denke das Narrentum will uns daran erinnern, dass hier unten alles vorläufig ist. Sind nicht gerade diejenigen besonders lächerlich, die sich selber so besonders vorkommen. Erinnern wir uns in diesen Tagen und vor allem danach an Johannes XXIII., jenen sympathischen „Narren“, wie andere den Propheten auf dem Stuhl Petri genannt haben: „Giovanni, nimm dich nicht so wichtig!“ 

Mit Alaaf und Helau grüßt

Diakon Gert Scholand

carnival-2092819_1280 (c) pixabay

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