Menschwerdung? Das klingt noch sehr nach Weihnachten. Dabei ist die liturgische „Sauregurkenzeit“ des Jahreskreises schon wieder angebrochen, wenn Sie diese Zeilen lesen. Vielleicht haben Sie Ihre Krippe noch nicht abgebaut, sondern lassen sie bewusst bis 2. Februar stehen. Auch ich möchte noch ein wenig bei der Krippe verweilen, „denn dieser arme Stall birgt doch so viel“! Er birgt ein Geheimnis, das zu ergründen auch kein ganzes Menschenleben ausreicht, das aber noch einige Wochen Bedenk-Zeit verdient hat.
Menschwerdung also. Aber Gottwerdung? Natürlich werden wir durch die Menschwerdung Gottes nicht zu Gott. Zugegeben lautet das Zitat oben auch etwas anders, aber sicher nicht weniger merkwürdig: „Denn er wurde Mensch, damit wir vergöttlicht würden“. Es stammt von keinem Geringeren als dem hl. Athanasius dem Großen, also einem des Größenwahnsinns eher unverdächtigen Mannes. Der griechische Kirchenvater ist sogar als unbeugsamer Kämpfer für jenen rechten Glauben in die Kirchengeschichte eingegangen, den wir im Credo heute selbstverständlich bekennen: dass der Sohn dem Vater nicht nur wesensähnlich ist, sondern wesensgleich. Was uns heute vielleicht nur noch ein Achselzucken entlockt, das war damals Gegenstand erbitterter Auseinandersetzungen.
Aber die Frage von gestern bleibt doch heute: Wer ist dieser Jesus eigentlich? Macht es einen Unterschied, ob Jesus Gott ist oder nur Mensch? Also Gottvater irgendwie ähnlich, aber keineswegs vom gleichen Wesen? Wäre unser Weihnachten dasselbe, wenn Jesus nur ein Mensch gewesen wäre? Es könnte jedenfalls nicht der Geburtstag unseres Erlösers sein, weil dieser bloße Mensch uns gar nicht hätte erlösen können. Ein solcher Jesus hätte auch predigend umherziehen und Gutes tun können. Aber den Hochzeitsgästen von Kana hätte er zum Beispiel nicht helfen können. Wie hätte ein Mensch Wasser in Wein verwandeln sollen? Wasser wäre Wasser geblieben und die Hochzeit eine buchstäblich trockene Veranstaltung geworden. Das Johannesevangelium hätte für unseren Sonntag nichts „Feuchtfröhliches“ zu berichten. Aber weil Jesus Christus eben nicht nur Mensch, sondern auch Gott ist, konnte er das Wunder tun. Es wurde zum „Epiphaniewunder“ – die Gottheit Christi wurde epiphan: „Das ewge Wort, der Sünder Freund, das uns im Fleische ähnlich war, macht seine Gottheit offenbar. Den Völkern soll zum Zeichen sein der Stern, das Wasser und der Wein. Die Herrlichkeit des Herrn erscheint!“. Schon am ersten „grünen“ Sonntag zeigt sich also: Weihnachten ist noch lange nicht vorbei! Christi ganzes Wirken ist Epiphanie!
„Denn er wurde Mensch, damit wir vergöttlicht würden“? In letzter Zeit habe ich Anderes gehört: Gott sei Mensch geworden, damit wir (wirklich) Mensch werden. Das ist natürlich nicht falsch: wahres Christsein bedeutet wahres Menschsein. Aber Jesus ist nicht nur ein Weltverbesserer. Hätte er seine knappe Erdenzeit sonst nicht effektiver nutzen können? Jesus hat uns den Blick für eine andere Welt geöffnet: das Reich Gottes, also seine Welt. Darum ist das Christentum mehr als Humanitarismus: Es denkt höher vom Menschen – so hoch wie Gott, der sich nicht scheute, Mensch zu werden. Nun sollen wir Gott ähnlich werden. Und wir können es, denn Christus hat als Mensch gelebt. An ihm sehen wir, wie es geht!
Ihr Diakon Dominik Grässlin
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