sehe ich bis heute als Buchtitel im Regal meiner Eltern stehen. Louis Trenker war mir kein Begriff, aber ich erinnere mich, dass das geflügelte Wort, bisweilen „verlorener Sohn“ zu sein, in unserer Familie angewendet wurde, mal war es mein Bruder, weil er eine Zeit lang jeden Samstag in die Disco ging (und sonntags, wenn alle in die Kirche gingen, schlief), mal war ich es, weil ich nicht machte, was meine Eltern wollten (z. B. pünktlich zu Hause sein, obwohl eine Bandprobe länger dauerte und ich mich nicht früher ausklinken wollte und auch noch mit dem Rad nach Hause musste).
Ich habe auch immer meinen (großen) Bruder und mich in diesem Bild oder dieser Geschichte gesucht und oft genug gefunden. Die wesentlichen Grundstrukturen, die Gefühle, mal war er „weg“ und ich „immer da“, dann hatte ich großen Abstand, arbeitete in verschiedenen Berufen in anderen Städten, und er zog in eine Wohnung im gleichen Haus wie unsere Eltern, war also „immer da“.
Stimmt das aber alles so? Man kann auch immer da sein und im Herzen weit weg und umgekehrt. Und was wir von den eigenen Eltern und ihren Erwartungen zu glauben meinen (seit 20 Jahren bin ich ja genauso gleichermaßen Sohn wie selbst Vater von zwei Söhnen und der große Sohn ist aktuell auf großer Reise), ist vielleicht auch Projektion oder Fehleinschätzung. Und ich frage mich: Wieviel mehr gilt das wohl von Gott?
Heute bin ich froh, dass das alles weit weg ist, überwundene Vergangenheit, und längst hat auch in der Kirche der Blick auf den „barmherzigen Vater“ die Engführung auf den einen Sohn (es gibt ja schließlich auch den eifersüchtigen, missgünstigen anderen Sohn im Gleichnis) hinter sich gelassen. Es geht also um Umkehr und Heimkehr, um offene Arme und die Gewissheit, angenommen zu sein, egal, was man falsch gemacht hat in seinem Leben. Dass solche Barmherzigkeit immer auch mütterlich ist, versteht sich von selbst!
Hoffnungsfroh in diesem Sinne grüßt Ihr und Euer
Diakon M. M. Kerling
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