Unter diesem Motto hatte die Pfarrgemeinde St. Servatius letzten Sonntag in die St. Anno-Kirche eingeladen, um deren Turm-Hahn zu begrüßen. Seit September befand sich das goldene Tier in einer Kunstschmiedewerkstatt zur Restaurierung. Heute ist er auf die Turmspitze zurückgekehrt. Und weil dieses Ereignis „Turmkrönung“ heißt, hat er auch sofort fröhlich begonnen, sich nach dem Wind zu drehen. Der Turm bleibt nach wie vor von der Traufe abwärts eingerüstet.
Doch nicht nur das Gebäude wird saniert, auch die Kirche selbst bedarf einer Erneuerung. Dies machte Diakon Marc Kerling in seiner gereimten Hahnenpredigt sehr eindrücklich deutlich.
Viele Menschen kehren der Kirche den Rücken zu, manch einer denkt beim Wort „Exodus“ nicht mehr an den Auszug des Gottesvolkes aus Ägypten, sondern an die zurückgehenden Zahlen der Gläubigen in der heutigen Zeit.
In Zeiten von (Macht-) Missbrauch durch Hauptamtliche fragt sich schon so mancher, ob die Kirche sich selbst als Selbstzweck sieht:
Als damals die Wege auseinander gingen, begann man auch um Hähne zu ringen, seither thront auf lutherischen Kirchen ein Schwan und fragt ganz vorsichtig unseren Hahn:
„Verstehst Du noch, was unsere Kirchen da machen? Es sind ja zum Teil ganz erstaunliche Sachen, bei denen sie sich um sich selber dreh’n, und die Zeichen der Zeit nicht mehr wirklich versteh’n.“
Die Predigt im vollen Wortlaut
Es geht doch vielmehr darum, alle Gläubigen ernst zu nehmen und, wie es seit kurzem immer so schön heißt, sie ihren Charismen gemäß in der Gemeinschaft Verantwortung übernehmen zu lassen. Es geht um Partizipation auf Augenhöhe, nicht „von oben herab“.
Eine priesterzentrierte Kirche kann es schon aufgrund des Personalmangels eigentlich nicht mehr geben. Doch selbst wenn wir mehr Priester hätten, würden wir dann wieder dahin zurück wollen in eine Zeit als „Hierarchie“ noch groß geschrieben wurde?
Viele Hände waren auch nötig, um dieses Fest zu feiern. Umso mehr freut es die Organisatoren, dass aus ganz Siegburg und sogar aus Köln zahlreiche Menschen gekommen waren, um einander zu begegnen und miteinander zu feiern.
Zunächst war der Hahn wie die Menschen, die in St. Anno zusammen gekommen waren, gesegnet worden.
Danach ging es nahtlos ins Fest über, mit „Halvem Hahn“, Hähnchenschenkel und Brot. Dem Aufruf zur „Hahnenspende“ waren viele nachgekommen, um den Erdbebenopfern in Syrien und der Türkei zu helfen.
Dank der Pfadfinder konnten sich alle, die wollten, mit dem Hahn fotografieren lassen. Zahlreiche Unterschriften auf der papiernen „Hahnenrolle“, Segenssprüche, Bitt- und Dankgebete und Bilder des Friedens wurden am Donnerstag, dem 16. März, früh am Morgen in die Metall-Hahnenrolle eingebracht und gemeinsam mit Kugel und Hahn auf den Kirchturm gebracht und der Nachwelt hinterlassen.
Früh schon hatte unsere Küsterin Inge Moors die Kirche aufgeschlossen, damit alles wie geplant vonstatten gehen konnte: Stefan Hoppen, einer der Juniorenchefs der Firma, die Hahn und Kugel restauriert hatte, verschloss zusammen mit Kirchenvorstandsmitglied Herbert Honisch, Videoprofi Hans-Peter-Hausmann und Diakon Kerling die befüllte Kapsel, dann ging es mit dem Außenaufzug am Gerüst nach oben.
Die letzten Turmmeter musste alles über die Treppen bis nach ganz oben getragen werden, wo der Meister im Metallhandwerk schließlich den Hahn auf die Spitze setzte. Diese wurde zuvor noch einmal gut geölt, damit der Hahn sich „wie geschmiert“ drehen kann. Danach wurde die „Hahnenrolle“, also die Kapsel an der Turmspitze angebracht und mit der Kugel umschlossen.
Mal schauen, was aus unserer Gemeinde in Zukunft geworden sein wird, wenn der Hahn das nächste Mal zur Restaurierung auf die Erde und den „Boden der Tatsachen“ zurück kommt.
Bis dahin werden alle noch oft zur Turmspitze hinaufgeschaut haben, nachdem der goldene Hahn so schön aus der Nähe zu sehen war.
Vielleicht können sich die Kinder und Jüngeren von uns, die dabei waren, dann noch an das schöne Hahnenfest erinnern.
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